Wie eine Familie ihr Winterabenteuer in Lappland überlebte
Die holprige Anreise mit Schneesturm-Garantie
Familie Weber hatte einen Traum: Endlich einmal ins winterliche Skandinavien reisen, um ein echtes Winterabenteuer in Lappland zu erleben! Schon Wochen vorher huschte der Gedanke an Rentiere und funkelnde Nordlichter durch ihre Köpfe. Mama Karla malte sich vor dem Schlafengehen aus, wie sie gemeinsam Marshmallows über einem knisternden Feuer rösteten und selig in den klaren Nachthimmel blickten. Papa Stefan hingegen schwärmte von huschenden Huskyschlitten, die sie über endlose Schneeflächen tragen würden. Und die Kinder – Anton (9) und Lena (6) – konnten kaum stillsitzen, als sie nur das Wort „Rentier“ hörten. Wer rechnet schon damit, dass die eigentliche Herausforderung darin besteht, überhaupt heil in Lappland anzukommen?
Als sie in Helsinki in ein klappriges Propellerflugzeug umsteigen mussten, ahnte noch niemand, dass der Pilot direkt in einen Schneesturm geraten würde. Kaum in der Luft, ruckelte es stärker, als hätten sie sich in einer riesigen Waschmaschine verirrt. Die Kinder johlten vor Vergnügen, während Karla alle verfügbaren Gurte fester zog und Stefan panisch nach einer Tüte suchte. Nach gefühlt endlosen Sprüngen in der Luft setzte die Maschine schließlich auf einer kleinen Landebahn irgendwo im Nirgendwo auf, umgeben von meterhohen Schneewehen. Karla atmete erleichtert auf: „Das war’s hoffentlich mit den Überraschungen!“
Das Duell mit dem tiefgefrorenen Mietwagen
Kaum hatten sie den eisigen Boden betreten, stürmte auch schon ein bärbeißiger Mitarbeiter der Autovermietung auf sie zu. Er trug eine Fellmütze, die aussah, als hätte sich ein halbes Rentier auf seinem Kopf gemütlich gemacht. Ohne ein Wort der Begrüßung drückte er Stefan die Autoschlüssel in die Hand – ein typischer finnischer Willkommensgruß, so schien es.
Doch der Mietwagen, ein robustes Gefährt, wollte partout nicht anspringen. Er machte „Rrrr…Rrrr…klack…klack“, und dann… nichts. Anton und Lena sahen fasziniert zu, wie sich Papa Stefan langsam in einen Eisblock verwandelte. Nach vier gescheiterten Versuchen griff Mama Karla zum Handy und rief lautstark in die Kälte, dass sie hier draußen wohl eingeschneit würden, ehe irgendjemand mit einem Abschleppseil käme. Der bärbeißige Autovermieter brüllte kurz etwas Unverständliches, dann sprang er plötzlich aus dem Nichts hervor und klopfte ruppig gegen die Motorhaube, als würde das den Wagen zum Leben erwecken. Tatsächlich grummelte der Motor kurz darauf los. Familie Weber war gerettet, jedenfalls fürs Erste.
Das Chaos in der Blockhütte
Auf verschlungenen Straßen, die mehr Eisbahn als Fahrbahn waren, schlitterten sie schließlich zu ihrer Holzhütte. Nach jeder Kurve tauchte ein neuer weißer Schneehang auf und lenkte Mama Karla ab, die allzu gerne diese prachtvolle Landschaft genossen hätte, während Stefan um sein Leben fuhr. Die Kinder hingegen brüllten aus dem Fond: „Schneller! Mehr Action!“ – als säßen sie in einer Achterbahn.
Endlich angekommen, stapfte die Familie keuchend und mit eingefrorenen Zehen ins gemütliche Holzhaus. Dort erwarteten sie rustikale Holzwände, ein Ofen, der noch vor dreißig Jahren das letzte Mal beheizt wurde, und eine Mini-Sauna im Hinterzimmer. „Wenn das mal kein echter Auftakt für unser Winterabenteuer in Lappland ist!“, rief Karla, bevor sie versuchte, etwas Feuerholz anzuzünden, das vermutlich aus der Zeit der Wikinger stammen musste. Es wollte kaum brennen, stattdessen füllte sich die Hütte mit dickem Rauch. Nach panischem Lüften und hektischem Gefächel standen alle hustend an der offenen Tür und freuten sich über die sibirischen Temperaturen, die ihnen ins Gesicht peitschten.
Rentierschlittenfahrt mit Hindernissen
Am nächsten Tag sollte ihr großer Traum in Erfüllung gehen: Eine Tour mit dem Rentierschlitten. Anton und Lena quiekten vor Aufregung, als sie die majestätischen Tiere sahen, die geduldig im Schnee standen und warten mussten, bis man sie anspannte. Die Besitzerin der Rentiere, eine alte Dame mit erstaunlicher Kraft, erklärte in brüchigem Englisch, wie man sich verhalten sollte: nicht ruckartig aufstehen, keinen Lärm machen und am besten einfach ruhig sitzen. Doch sobald die Schlitten glitten, verfielen die Kinder in lautes Jauchzen, sodass das erste Rentier prompt anfing, im Zickzack-Kurs davonzusprinten. Ein heilloses Durcheinander brach aus! Während Mama Karla versuchte, die Kinder festzuhalten, ruderte Papa Stefan mit den Armen, um nicht vom Schlitten zu purzeln. Die Rentiere schienen sich gegenseitig zu überbieten, wer mehr kreisende Kurven schaffte.
Als sie schließlich anhielten, lag Anton kopfüber im Schnee und Lena grinste über beide Ohren – ihr Gefallen daran war unübersehbar. Stefan und Karla brauchten eine Weile, bis sie ihre Beine wieder richtig spürten, lachten dann aber erleichtert auf, als sie feststellten, dass niemand ernsthaften Schaden genommen hatte. „Mein Rücken zieht zwar ein wenig“, murmelte Stefan, „aber hey – das war das verrückteste Winterabenteuer in Lappland, das ich mir vorstellen konnte!“
Magische Polarlichter und Happy End
Am dritten Abend, als sich die Sonne schon lange irgendwo hinter den Wolken versteckte (falls sie überhaupt aufgegangen war), begann der Himmel plötzlich in leuchtendem Grün, Violett und Gelb zu flackern. Mama Karla rief aufgeregt die ganze Familie ans Fenster: Die Polarlichter tanzten in unbeschreiblichen Mustern über ihnen, so majestätisch und bezaubernd, dass für einen Augenblick das ganze Chaos vergessen war. Anton und Lena drückten ihre Nasen platt an der Eisscheibe, Stefan umarmte Karla, und alle waren sich einig: Diese Reise – so anstrengend und turbulent sie auch war – war etwas ganz Besonderes und würde für immer in ihrem Herzen bleiben.
Wenig später kuschelten sie sich in die Hütte, wo es nach vielen Versuchen endlich halbwegs warm geworden war. Papa Stefan kramte eine Packung heißer Schokolade hervor, Mama Karla drückte jedem eine Tasse in die Hand, und die Kinder bestaunten noch immer mit großen Augen die schwach flackernden Reste der Nordlichter durch das Fenster. „Wenn das kein Happy End ist“, sagte Karla, den Blick verträumt nach draußen gerichtet. Stefan nickte zufrieden.
Die Familie Weber hatte ihr großes Winterabenteuer in Lappland gefunden – in all seiner eisigen, verrückten, chaotischen und dennoch unbeschreiblich wunderschönen Form. Und während draußen ein stürmischer Wind das Dach zum Klappern brachte, schliefen alle mit einem Lächeln auf den Lippen ein, bereit, morgen dem nächsten kleinen Desaster entgegenzutreten – denn was wäre ein Familienurlaub ohne ein bisschen Chaos?