…oder wie ich in Uppsala län die Nerven verlor.
Es begann, wie so viele Katastrophen beginnen: mit einer Idee. „Warum nicht mal Schweden?“, hatte meine Frau Barbara eines Abends über dem Reisekatalog vorgeschlagen, während ich gerade dabei war, unsere Jalousien gegen den dröhnenden Verkehrslärm runterzuziehen. „So richtig idyllisch, Natur pur. Wir könnten uns ein Wohnmobil mieten!“
Ein Satz, der harmlos klang, aber im Nachhinein war er das erste Knacken eines Astes, kurz bevor der Baum umfällt. „Klar doch“, hatte ich geantwortet, um zu beweisen, dass ich ein spontaner Typ war. Ein Urlaub in Uppsala län? Was konnte da schon schiefgehen?
Es dauerte exakt vier Stunden und zwanzig Minuten, bis ich im Campingplatz von Uppsala län zum ersten Mal völlig die Nerven verlor. Wir hatten uns an einem idyllischen See niedergelassen, der aussah wie die Kulisse eines Märchenfilms. Die Natur strotzte vor Postkartenidylle, überall nur grüne Wiesen und Wälder – und natürlich Schweden, die fröhlich und entspannt mit ihren Wohnmobilen hantierten, als wären sie in der Campingwagen-WM.
„Lass uns den Wohnwagen ausrichten“, sagte Barbara fröhlich, und ich verstand, dass sie mit „uns“ eigentlich „dich“ meinte. Was folgte, war eine Komödie aus Hilflosigkeit und Missverständnissen. Ich stand auf der einen Seite des Wohnwagens und versuchte, das Ungetüm auf die Schräge zu bekommen, während Barbara mich mit Handzeichen anleitete, die so vage waren, dass ich auch hätte versuchen können, den Wagen blind auf den Mond zu schieben.
„Etwas mehr nach links!“ „Links von mir oder links von dir?“ „Ist doch egal! Einfach nach links!“
Am Ende standen wir beide da, mit rotem Gesicht und Schweißperlen auf der Stirn, der Wohnwagen auf dem Kipp – und ich hatte das dringende Bedürfnis, jemanden zu verklagen. Zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass es unmöglich war, sich in Uppsala län über schwedische Campingplätze zu beschweren, weil die Schweden einfach nie unfreundlich wurden. Während ich verzweifelt versuchte, unser Fahrzeug zu stabilisieren, winkte uns ein fröhlicher Schwede mit einem freundlichen „Hej hej“ zu. Sein perfekt ausgerichteter Wohnwagen stand wie eine Eins auf dem Platz.
„Der schwedische Boden ist verflucht“, murmelte ich, während ich das vierte Mal um den Wagen herumrannte, um irgendeine imaginäre Bremse zu lösen, die nicht einmal existierte. Barbara hatte sich inzwischen ins Innere des Wagens verzogen und versuchte, die Küchenschränke zu öffnen, die sich offenbar entschieden hatten, ihre Türen für immer zu versiegeln. „Vielleicht ist es besser, wenn wir ein Hotel nehmen“, rief sie vorsichtig von drinnen, als ich zum zehnten Mal meinen Fuß gegen das linke Vorderrad des Wohnwagens trat.
Doch ich, stur wie ein schwedischer Elch, blieb standhaft. „Wir sind Camper!“, rief ich heroisch, während sich meine rechte Wade in einen Krampf verwandelte. „Das kriegen wir hin!“
Die Nacht brach herein, und während wir uns ins Bett legten, in einer Matratze, die sich anfühlte wie ein Mehlsack, begann der Regen. Und zwar nicht irgendein Regen, sondern der berühmte Uppsala-län-Regen, der mit dem Enthusiasmus einer Feuerlöschübung auf uns niederprasselte. Der Wohnwagen schaukelte sanft hin und her, und es dauerte nicht lange, bis das Wasser von irgendwo – vermutlich aus dem Nichts – seinen Weg ins Innere fand. „Es tropft“, stellte Barbara nüchtern fest, während ich versuchte, mit dem Kopfkissen das Leck zu stopfen.
Am nächsten Morgen war die Laune auf dem Tiefpunkt. „Ich will nach Hause“, sagte Barbara, und diesmal konnte ich ihr nicht widersprechen. Aber zurück nach Hause? Nein. Ich war fest entschlossen, Uppsala län zu bezwingen – koste es, was es wolle.
Wir verließen den Campingplatz, zogen über enge Landstraßen, vorbei an roten Holzhäusern und glücklichen Kühen. Die Aussicht war tatsächlich wunderschön – oder wäre es gewesen, wenn nicht die Scheibenwischer alle 30 Sekunden versagt hätten. Irgendwann hielt ich an, sprang aus dem Wagen und erklärte dramatisch: „Ich gebe auf!“
Doch genau in dem Moment trat ein weiterer freundlicher Schwede an unser Wohnmobil heran, winkte und sagte in perfektem Englisch: „Brauchen Sie Hilfe?“
Am Ende verbrachte ich den restlichen Urlaub damit, von einem schwedischen Campingexperten zu lernen, wie man ein Wohnmobil richtig parkt, ausrichtet und bedient. Barbara lachte am letzten Abend und sagte: „Vielleicht hätten wir doch das Hotel nehmen sollen.“ Aber in diesem Moment stand unser Wohnwagen wie eine Eins, und ich? Ich fühlte mich wie der König von Uppsala län.
Ende.