Das Flüstern der glitzernden Ameisen
Du stehst an der Schwelle zum Nationalpark Tyresta und denkst dir: „Na gut, ein bisschen Natur tut mir sicher gut.“ Doch kaum setzt du deinen linken Fuß auf den weich gepolsterten Waldboden, hörst du ein absurdes Flüstern. Du blinzelst, lauschst und bemerkst, dass sich eine Reihe funkelnder Ameisen quer über den Weg bewegt. Jede von ihnen trägt eine winzig kleine Discokugel auf dem Rücken. Du reibst dir die Augen, zweifelst für einen Moment an deinem eigenen Verstand – doch du hörst deutlich, wie sie im Chor singen: „Willkommen in Tyresta, dem Reich der Überraschungen!“ Da ist die Ruhe hin, und der Wald wirkt plötzlich so lebendig, dass du dich fühlst, als würdest du in einen verrückten Tagtraum hineingezogen.
Der Baumstamm, der dir ein Angebot macht
Du möchtest beherzt loswandern, doch ein lautes Räuspern hält dich davon ab. Es kommt eindeutig aus der Richtung eines knorrigen Baumstamms, dessen Rinde wie ein verschmitztes Gesicht wirkt. „Pssst“, raunt er und wippt auf den Wurzeln. „Wenn du hier weitergehst, musst du mir erst einen Gefallen tun. Gib mir dein bestes Jodler-Solo, sonst rühr ich mich keinen Millimeter.“ Du stehst da und fragst dich, ob du wirklich jodeln sollst. Doch der Stamm scheint keine Geduld zu haben, und ehe du dich versiehst, brummt er empört. Du stocherst verlegen mit dem Fuß im Moos, sammelst allen Mut und stimmst dein schrägstes „Holladrio“ an. Der Baumstamm vibriert vor Lachen, macht eine kleine Verbeugung und rollt sich beiseite, als wäre er nur eine umgekippte Bühnenkulisse. Du schlenderst weiter, halb amüsiert, halb fassungslos.
Samba tanzende Elche
Bereits nach wenigen Metern stößt du auf eine Lichtung, die förmlich von rhythmischen Trommelschlägen bebt. Zu deiner linken Seite siehst du zwei Elche, die in farbenfrohe Federboas gehüllt sind und im Takt ihrer eigenen Hufe Samba tanzen. Während du ungläubig den Mund offen stehen lässt, dreht sich einer der Elche zu dir um, zwinkert und hebt lässig die Vorderhufe, als würde er sagen: „Komm, mach mit!“ Wenn du geglaubt hast, dass der Nationalpark Tyresta nur ruhige Pfade und kontemplative Natur zu bieten hat, hast du dich offenbar geirrt. Hier verwandelt sich jedes harmlos wirkende Waldstück in eine mitreißende Bühne.
Blaubeer-Hipster und giftige Modenschau
Ein schriller Ruf lenkt deine Aufmerksamkeit auf ein seltsam schwebendes Schild. In geschwungener Schrift steht darauf: „Heute: Giftige Modenschau für Beeren-Fans“. Neugierig schlenderst du näher und entdeckst ein Dutzend Blaubeeren – jede trägt eine kleine Sonnenbrille und Wackelschühchen in Neonfarben. Sie stolzieren auf einem improvisierten Laufsteg aus Farnblättern umher. Alle paar Sekunden neigen sie ihre blauen Köpfe und werfen dem jubelnden Publikum Kusshändchen zu. Du weißt nicht, ob du lauthals lachen oder schreiend wegrennen sollst. Schließlich entscheidest du dich für ein Kichern und spürst, wie sich eine ungeahnte Leichtigkeit in dir ausbreitet.
Barden der Tannen mit Krönchen aus Moos
Während du versuchst, das Gesehene zu verarbeiten, erhebt sich aus einer Gruppe schlanker Tannen ein mehrstimmiger Gesang. Die Tannen wippen im Takt, jede von ihnen trägt ein Moos-Krönchen, und sie scheinen sich gegenseitig mit poetischen Versen zu überbieten. „Oh du Wanderer, der du hier stehst, in Tyrestas Reich, wo nichts mehr geht, wie du es kennst“, hauchen die Nadeläste, während feine Zapfen wie Taktstöcke über ihre Rinden gleiten. Du schluckst hart und lauschst diesem Liebeslied an die Absurdität, und in deinem Kopf kichert ein kleines Stimmchen: „Na, das hast du dir wohl anders vorgestellt, oder?“
Hula-Hoop der Pilze
Du machst kehrt und hoffst, vielleicht doch einen etwas ruhigeren Weg einzuschlagen, nur um Sekunden später an eine Pilzlichtung zu gelangen, die ihresgleichen sucht. Riesige, leuchtend rote Fliegenpilze, die ihre weißen Punkte wie Glitzer präsentieren, schwingen Hula-Hoop-Reifen um ihre Stiele. Sie kichern dabei in einem extrem hohen Ton, sodass du eine Gänsehaut bekommst. Ein winziger Champignon bringt dir sogar einen Reifen. „Hier, versuchs doch mal!“ flüstert er in einer überraschend tiefen Stimme. Du fühlst dich überrumpelt, aber gibst dir dennoch einen Ruck. Warum nicht? In diesem Teil vom Nationalpark Tyresta scheint jegliche Grenze zwischen Fantasie und Realität ohnehin aufgehoben zu sein.
Das Verwirrspiel der Steine
Leicht schwindelig von deinen Hula-Hoop-Versuchen, stolperst du über eine Ansammlung großer Felsbrocken, die tatsächlich durcheinanderlaufen wie Schulkinder in der großen Pause. Von Zeit zu Zeit stellen sie sich in geordnete Kreise auf und rascheln geheimnisvoll. „Nicht stören, wir proben für unser großes Finale“, flüstern sie. Du fragst dich, worin dieses Finale wohl besteht. Vielleicht planen sie eine spektakuläre Parade mitten im Nationalpark Tyresta.
Die fliegenden Wasserfälle
Du glaubst langsam, alles gesehen zu haben, doch dann hörst du ein rauschendes Geräusch. Ein Wasserfall flattert majestätisch mit Schwanenflügeln durch die Luft und lässt sanft Tropfen fallen. Das Schauspiel überwältigt dich so sehr, dass du vergisst zu atmen und dich fragst, ob du in einer märchenhaften Schneekugel gelandet bist.
Zurück in der Realität?
Du verlässt den Nationalpark Tyresta mit einem leichten Gefühl der Wehmut. Die verrückten Erlebnisse – die Ameisen, die Samba-Elche, die fliegenden Wasserfälle – haben dir gezeigt, wie wunderbar es sein kann, die Grenzen der Realität einmal hinter dir zu lassen. Vielleicht wirst du eines Tages zurückkehren, um erneut das Unmögliche möglich zu machen.