…oder wie ich fast an einer schwedischen Sauna scheiterte.
Es gibt Dinge im Leben, die man tun muss, bevor man stirbt. Eine Reise nach Västmanlands län gehörte für mich nicht unbedingt dazu, aber meine Frau Claudia hatte es auf die Liste gesetzt. „Es soll wunderschön sein“, sagte sie begeistert, während sie mir bunte Bilder von weiten Wäldern, stillen Seen und charmanten Holzhäusern zeigte. „Und es gibt Saunen! Die echte, schwedische Erfahrung!“
Nun, ich hatte nichts gegen Västmanlands län. Es klang friedlich, sogar erholsam. Doch das Wort „Sauna“ ließ meine Stirn sofort Falten werfen. Ich bin nicht der Typ, der sich gern in einen brennend heißen Raum setzt, um zu schwitzen. Ich schwitze schon genug, wenn ich den Wocheneinkauf erledige. Aber Claudia war entschlossen. „Es gehört zur Kultur“, sagte sie, als sei ich ein Barbar, der gegen die Zivilisation kämpfte.
Also fand ich mich, nur wenige Tage später, in einem typisch schwedischen Ferienhaus inmitten des schönen Västmanlands län wieder. Die Aussicht war wirklich herrlich: Wälder, Seen und das alles in einem unglaublichen Frieden. Selbst die Mücken schienen hier höflicher zu sein.“Du musst die Sauna ausprobieren“, ermahnte mich Claudia, nachdem wir uns im Haus eingerichtet hatten. „Es ist eine einmalige Gelegenheit!“
Einmalig, das stimmte sicherlich. Ich habe in meinem Leben vieles gemacht, aber die Vorstellung, mich freiwillig in eine überhitzte Holzkiste zu setzen, gehörte nicht dazu. Doch Claudia ließ nicht locker. „Du wirst dich danach großartig fühlen“, versprach sie. „Die Schweden schwören darauf.“
Und so begann mein persönliches Västmanland-Abenteuer in einer kleinen Sauna, die hinter unserem Ferienhaus stand. Claudia zeigte mir die wichtigsten Knöpfe und stellte sicher, dass ich verstand, wie man das Ding heizte. „Es ist ganz einfach“, erklärte sie. „Du setzt dich rein, gießt ein bisschen Wasser über die heißen Steine und entspannst dich.“
„Entspannen“, murmelte ich, während ich skeptisch die Tür zur Sauna öffnete. Die Hitze schlug mir sofort ins Gesicht, als hätte jemand die Sonne in diese kleine Holzhütte eingesperrt. „Das ist Wahnsinn“, dachte ich. Aber der Stolz ließ mich nicht aufgeben. Ich konnte mich doch nicht von einem Raum besiegen lassen, der kleiner war als unsere Abstellkammer.
Ich setzte mich hin, wobei ich versuchte, meine Haut von den heißen Holzbänken fernzuhalten – eine Herausforderung für sich. Die Luft war dick und schwer, und ich schwitzte bereits, bevor ich überhaupt das Wasser über die Steine gegossen hatte. Aber das gehörte ja angeblich zum Erlebnis.
Vorsichtig nahm ich den kleinen Eimer und goss ein paar Tropfen auf die glühenden Steine. Ein zischendes Geräusch erfüllte den Raum, gefolgt von einer noch heftigeren Hitzewelle. „Warum tue ich mir das an?“, fragte ich mich.
Nach wenigen Minuten begann ich zu realisieren, dass ich das hier nicht lange durchhalten würde. Mein Gehirn fühlte sich an, als wäre es am Schmelzen, und die Aussicht, „entspannt“ aus dieser Tortur herauszukommen, erschien mir immer unwahrscheinlicher. Gerade, als ich entschied, dass ich genug für die schwedische Kultur getan hatte, hörte ich draußen ein lautes Platschen.
„Was war das?“, fragte ich mich laut, während ich hektisch nach einem Handtuch griff und mich aus der Sauna rettete. Vor der Sauna entdeckte ich Claudia, die lachend aus dem kleinen See stieg, der direkt neben dem Ferienhaus lag. „Das ist der zweite Teil der Sauna-Erfahrung“, rief sie mir zu. „Du schwitzt und dann kühlst du dich im eiskalten Wasser ab!“
„Ich kühle mich ab, indem ich einfach die Sauna verlasse!“, brüllte ich zurück, während mein Handtuch wie ein Sicherheitsnetz um meinen Körper geschlungen war. Doch Claudia war unerbittlich. „Komm schon, das gehört dazu! Du bist nicht in Västmanlands län gewesen, wenn du nicht in den See springst.“
Gegen meinen Instinkt – und vielleicht, um den letzten Funken meiner Ehre zu retten – stand ich am Rand des Sees und betrachtete das kalte, dunkle Wasser. „Das schaffe ich“, redete ich mir ein. „Es ist nur Wasser.“
Und dann sprang ich. Oder besser gesagt, ich stolperte irgendwie ins Wasser, als hätte mich ein unsichtbarer Troll gestoßen. Der Schock des kalten Wassers ließ mich nach Luft schnappen. Meine Arme ruderten wild, während ich versuchte, wieder an die Oberfläche zu kommen. Claudia, natürlich völlig gelassen, schwamm neben mir und grinste breit.
„Na, wie fühlt es sich an?“, fragte sie triumphierend.
„Wie sterben“, antwortete ich keuchend, während ich mich zurück an Land schleppte.
Wieder im Ferienhaus, saß ich, in Decken gewickelt, mit einem heißen Tee in der Hand und starrte aus dem Fenster auf die friedliche Landschaft von Västmanlands län. Es war tatsächlich wunderschön. Und obwohl ich am Rande der Hitzschlag-Erfahrung war, musste ich zugeben, dass es irgendwie… besonders war. Vielleicht sogar unvergesslich.
Claudia lächelte mich zufrieden an. „Siehst du? Ich hab doch gesagt, du wirst dich danach großartig fühlen.“
„Großartig“, murmelte ich und schlürfte meinen Tee. „Das ist wohl das falsche Wort. Aber ich lebe noch, das ist doch auch was.“
Und so endete mein schweißtreibendes Abenteuer in Västmanlands län, mit der Erkenntnis, dass man manchmal auch Dinge überleben kann, die sich im ersten Moment völlig verrückt anfühlen. Aber eines wusste ich ganz sicher: Beim nächsten Urlaub würde ich den Teil mit der Sauna auslassen.