Oder wie ich beinahe von einer Heringflosse entführt wurde.
Es war einer dieser Tage, an denen du denkst, dass alles gut läuft. Die Sonne schien, das Wasser glitzerte, und die Schärenküste Schwedens lag vor mir wie ein kleines Paradies aus Felsen und Wellen. „Perfekt für ein bisschen Ruhe“, dachte ich. Ja, ich bin naiv. Aber das war der Plan: Entspannen, ein wenig paddeln und die berühmte schwedische Gelassenheit genießen. Was sollte schon schiefgehen?
Der Anfang einer harmlosen Tour
Ich hatte mich entschlossen, die Schärenküste auf die typisch schwedische Art zu erkunden – mit einem Kajak. Ich stellte mir schon vor, wie ich lautlos über das Wasser gleiten würde, vielleicht ein paar Seevögel beobachte, während ich mich wie ein echter Outdoor-Profi fühle. Also schnappte ich mir ein Mietkajak von einem freundlichen, aber etwas verschrobenen Einheimischen. Nennen wir ihn Olle.
Olle sah aus wie der Kapitän eines Geisterschiffs – mit zerzaustem Haar, einer wettergegerbten Haut und einem Grinsen, das mir hätte sagen sollen, dass dieser Tag nicht ganz so idyllisch verlaufen würde, wie ich es mir vorstellte. „Das Meer sieht ruhig aus, keine Sorge“, sagte er mit einem Zwinkern. Dieses Zwinkern, hätte ich gewusst, bedeutet in Schweden: „Viel Glück, du wirst es brauchen!“
Die ersten Minuten auf dem Wasser: Alles gut, oder?
Der Anfang war tatsächlich ganz okay. Ich paddelte sanft zwischen den kleinen Felsen hindurch, genoss die klare Luft und die Sonne. „Was für eine Ruhe!“, dachte ich. Doch die Schärenküste ist nicht dafür bekannt, ihre wahren Absichten sofort zu offenbaren. Diese Felsen? Sie sind wie tückische Eisschollen, die nur darauf warten, dich in eine Falle zu locken.
Nach etwa einer Stunde beschloss ich, auf einer der kleinen Inseln eine Pause zu machen. Eine idyllische, unberührte Mini-Insel, die perfekt aussah, um meinen Picknickkorb zu plündern und ein bisschen zu entspannen. Doch kaum hatte ich das Kajak verlassen, bemerkte ich das erste Anzeichen, dass diese Idylle trügerisch war.
Die Attacke der Möwen
Du denkst, Möwen sind harmlos? Falsch gedacht. Ich hatte mich gerade hingesetzt, um mein köstliches Hering-Sandwich zu genießen, als sie kamen – eine ganze Schar Möwen. Jetzt verstehe mich nicht falsch, ich mag Vögel, aber diese Kreaturen hatten etwas Dämonisches an sich. Ihre Augen funkelten, und es schien, als hätten sie beschlossen, dass mein Sandwich nicht mir, sondern ihrem Vogelfreundeskreis gehörte.
Ich versuchte, sie wegzuscheuchen, aber das brachte nichts. Eine Möwe schnappte sich mein Sandwich, während eine andere versuchte, mir die Mütze zu klauen. Plötzlich war ich von einem fliegenden Haufen Federknäuel umzingelt, der mich mit einem regelrechten Angriff aus der Luft eindeckte. Ich wusste nicht, ob ich kämpfen oder weinen sollte. Also tat ich beides gleichzeitig.
Die Heringflosse – oder wie ich beinahe entführt wurde
Ich dachte, das wäre der Höhepunkt des Wahnsinns, aber nein, die Schärenküste hatte noch mehr für mich auf Lager. Nachdem ich mein Sandwich an die Möwen verloren hatte und mich halb unter einem Busch versteckte, beschloss ich, dass es besser wäre, das Weite zu suchen. Also zurück ins Kajak.
Doch als ich auf das Wasser hinaustrieb, spürte ich plötzlich einen kräftigen Ruck. Zuerst dachte ich, ich hätte einen Felsen gestreift. Aber dann passierte es wieder. Und wieder. Etwas zog an meinem Kajak – und das nicht zu knapp! Ich schaute nach unten und erblickte das Unfassbare: Eine riesige Heringflosse.
Ich weiß, was du denkst. Heringe sind klein und friedlich, oder? Nicht dieser hier. Der Typ unter mir schien beschlossen zu haben, dass mein Kajak sein neues Spielzeug war. Wie ein wild gewordener Delfin zog er mich in einem irren Zickzackkurs durch die Schären. Ich schrie um Hilfe, aber wer würde mir schon glauben, dass ich von einem mutierten Super-Hering entführt wurde?
Die Rettung (oder das, was Olle dafür hielt)
Irgendwann ließ mich der Hering los – vielleicht hatte er sich an meinem schreienden Gesicht sattgesehen, oder vielleicht hat er gemerkt, dass ich kein großer Fang war. Total erschöpft und durchnässt schleppte ich mich zurück ans Ufer. Wer erwartete mich da grinsend? Natürlich, Olle. „Ich hab dich schon gesucht“, sagte er und zwinkerte erneut. „Du bist der Erste, der sich mit einem Hering angelegt hat. Respekt!“
Ich starrte ihn nur wortlos an, während er mein Kajak aus dem Wasser zog. „Willkommen in den Schären“, fügte er hinzu, als wäre das alles ein normaler Tag in der Gegend.
Fazit: Schärenküste – ein Abenteuer der besonderen Art
Wenn du die Schärenküste erkunden willst, sei gewarnt: Es ist nicht alles so idyllisch, wie es aussieht. Die Felsen sind tückisch, die Möwen aggressiv, und die Heringe? Nun, sagen wir einfach, sie haben ihre eigenen Pläne. Aber eins ist sicher: Dieses Abenteuer wirst du so schnell nicht vergessen. Also pack deine Sachen, vergiss das Hering-Sandwich – und viel Glück bei deiner Reise durch die Schären!