Wie ich in Jämtlands län zur Schlittenhundepflege gezwungen wurde
Es begann, wie so viele meiner Abenteuer, mit einem Satz von meiner Frau. „Lass uns nach Jämtlands län fahren“, sagte sie eines Morgens beiläufig, während sie den Kofferraum mit Dingen füllte, die wir offensichtlich nicht brauchten.
„Warum ausgerechnet Jämtlands län?“, fragte ich und starrte auf das Kartenmaterial, das nur eine Ansammlung von Bergen, Wäldern und Schneeflächen zeigte. „Das ist der nördlichste Punkt vor dem Nordpol!“
„Weil es dort wunderschön ist“, erwiderte sie begeistert. „Die Natur, die frische Luft und… Schlittenhunde!“
„Schlittenhunde?“, fragte ich mit steigender Panik. „Was sollen wir mit Schlittenhunden?“
„Eine Husky-Tour! Das ist typisch Jämtlands län!“, verkündete sie fröhlich. Und damit war es beschlossen: Ich würde demnächst eine ungewollte Bekanntschaft mit einem halben Dutzend hoch motivierter Huskys machen, die nichts lieber tun, als sich in wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Schneelandschaft zu katapultieren – mit mir als willfährigem Passagier.
Wir kamen in Jämtlands län an, und ich muss zugeben, es war wunderschön. Die klare Luft, die verschneiten Berge, die majestätischen Bäume – alles perfekt. Perfekt, bis zu dem Moment, als wir in der Husky-Farm ankamen und mir ein Mann namens Lars ein dickes Felljackett in die Hand drückte, als wäre ich ein professioneller Schlittenführer.
„Hier, das wirst du brauchen“, sagte er grinsend.
„Brauchen?“, fragte ich verwirrt und schaute meine Frau an, die aufgeregt ihre Kamera zückte.
„Ja, du wirst das Gespann lenken“, erklärte Lars, als hätte er gerade gesagt, ich würde in einem Park spazieren gehen.
„Lenken?“, wiederholte ich, während mein Puls gefährlich anstieg. „Warte mal, ich dachte, das machen… also… Profis?“
„Ach, das ist leicht“, lachte Lars. „Du stehst hinten, hältst dich gut fest, und die Hunde machen den Rest.“
„Die Hunde machen den Rest?“, fragte ich fassungslos. „Wie schwer kann es schon sein, ein paar Huskys zu bändigen, die seit Tagen darauf warten, wie verrückte durch Jämtlands län zu rennen?“
„Viel Glück!“, rief meine Frau aufmunternd, während sie sich gemütlich auf den Schlitten setzte und sich in eine Decke kuschelte, als würde sie gleich einen Wellness-Tag verbringen.
Lars pfiff einmal, und plötzlich schossen sechs Huskys los, als hätten sie gerade eine Rakete unter dem Schlitten gezündet. Ich, der sich tapfer an den Kufen festklammerte, wurde nach hinten gerissen und dachte nur noch: „Was, in aller Welt, habe ich getan?“
Der Schlitten raste durch die verschneiten Weiten von Jämtlands län. Die Huskys bellten vor Begeisterung, als würden sie an einem internationalen Rennen teilnehmen, bei dem ich nicht das Ziel, sondern das Hindernis war. Wir rasten über schneebedeckte Hügel, durch enge Waldpfade und über zugefrorene Seen. Ich schrie – nicht vor Freude, sondern aus purer Todesangst.
„Wie läuft’s da hinten?“, rief meine Frau fröhlich und drehte sich um.
„Wie es läuft? Es läuft, weil ich in einer unkontrollierten Naturkatastrophe gefangen bin!“, brüllte ich zurück, während der Schlitten über einen Hügel sprang und ich für einen kurzen Moment die Schwerkraft vergaß.
Ich begann zu überlegen, wie es wohl dazu gekommen war, dass ich in Jämtlands län, einer Region, die dafür bekannt ist, Menschen auf Ski und nicht auf Schlitten durch die Landschaft zu jagen, in den Fängen dieser Huskys gelandet war. Vielleicht hatte ich irgendwo einen fatalen Fehler in meinem Leben gemacht, vielleicht war das hier die kosmische Strafe für meine ständige Skepsis gegenüber „romantischen“ Urlaubsideen.
Doch dann, in einem Moment von plötzlicher Ruhe, verlangsamten die Huskys. Es war so, als hätten sie beschlossen, mir eine Pause zu gönnen. Ich atmete tief durch, mein Gesicht war rot von der Kälte, und meine Hände fühlten sich an wie Eisklumpen, die zufällig an meinen Armen hingen.
„Das war gar nicht so schlimm, oder?“, fragte meine Frau, als wir an einem malerischen See anhielten.
„Nicht schlimm? Ich habe gerade mein ganzes Leben in Zeitlupe vor mir ablaufen sehen!“, antwortete ich und stolperte vom Schlitten. „Das hier ist Jämtlands län, nicht die Mondlandung!“
Lars tauchte plötzlich wieder auf, mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht. „Na, wie war’s?“, fragte er. „Ihr seht noch ganz aus.“
„Ganz aus?“, wiederholte ich und schaute an mir herunter. Meine Jacke war schief, meine Mütze hing gefährlich schief auf meinem Kopf, und ich hatte das Gefühl, nie wieder normale Körpertemperatur erreichen zu können. „Ich bin froh, dass ich noch in einem Stück bin!“
Aber Lars war ungerührt. „Das ist doch nur der Anfang“, sagte er und deutete auf einen riesigen Berg in der Ferne. „Da drüben geht es morgen weiter.“
„Morgen?“, fragte ich und spürte, wie meine Knie zitterten. „Ich dachte, das war’s!“
„Ach, nein“, lachte Lars. „In Jämtlands län hört der Spaß nie auf.“
„Das fürchte ich auch“, murmelte ich und sah meine Frau an, die sich wieder auf dem Schlitten einrichtete, als würde sie einen Spa-Tag fortsetzen. „Ich glaube, ich bleibe morgen im Bett.“
Doch am nächsten Morgen, aus Gründen, die ich bis heute nicht verstehe, fand ich mich erneut hinter einem Husky-Gespann wieder, bereit, mich ein weiteres Mal in das wilde Abenteuer Jämtlands läns zu stürzen. Was tut man nicht alles für die Liebe – und für eine Geschichte, die man seinen Enkeln erzählen kann.